Biografie von Nikolaus Henseler (PDF)
Warum Dirigieren?
Es gab nie eine Alternative! Als Kind habe ich mich auf umgedrehte Spielzeugkisten gestellt und mit meinem Taktstock, den ich mir mit vier Jahren zu Weihnachten gewünscht hatte, die 6. Symphonie von Beethoven zur CD „dirigiert“. Aus der kindlichen Intuition wuchs das Verständnis, dass der Dirigent die Musik gestaltet, die Musiker führt und die Stärken der Musiker um sich vereint.
Diese vielfältigen Verbindungen: denken, fühlen, gestalten – Musik, Philosophie, Psychologie – Barock, Romantik, Moderne – kein anderer Beruf kann das bieten!
Chor oder Orchester?
Unbedingt beides! Im Rosenkavalier, im Brahms-Requiem und in der Winterreise sind Instrumente und Stimmen ganz direkt verwoben. In der Oper und in der Symphonik muss man gesanglich dirigieren können. Umgekehrt ist in der A-cappella-Musik dirigentische Klarheit unverzichtbar.
Das heißt: Ein Orchesterdirigent, der nicht mit der menschlichen Stimme umgehen kann, ist in seiner künstlerischen Tätigkeit ebenso eingeschränkt wie ein Chordirigent, der nur wenig von Orchesterbehandlung versteht. Daher sind mir Chor und Orchester unbedingt gleichermaßen wichtig.
Warum Philosophie?
Zum Einen aus ureigenem Interesse am Denken und an den Gedanken der großen Philosophen.
Zum Anderen wegen des großen Gewinns für das Musizieren. Die Musik fordert vom Interpreten Herz und Verstand und spricht beim Hörer ebenso beides an. Die Methoden der Logik und der Analyse in der Philosophie sind für mich bei der Auseinandersetzung mit Partituren daher von unschätzbarem Wert. Nur auf dieser Grundlage kann ich den ganzen Inhalt und die Emotionalität der Musik für mich, für die Musiker und für das Publikum öffnen.